Die HSG-Rituale an einem Spieltag
Handball: Die Spielvorbereitung der Akteure aus dem Siebengebirge fällt ganz unterschiedlich aus
Königswinter - Die HSG Siebengebirge ist auf dem besten Weg zur Meisterschaft in der Oberliga Mittelrhein. Bedeutet dies, dass die Grün-Blauen auch meisterlich bei der unmittelbaren Spielvorbereitung sind? Lohnt sich also der Blick darauf, was Spieler und Trainer am Spieltag alles tun, um optimale Leistung abrufen zu können? HSG-Coach Lars Degenhardt sagt jedenfalls: „Die unmittelbare Spielvorbereitung ist in der Trainingslehre ein anerkannt wichtiger Punkt.“
Die Fokussierung beginnt meistens schon am Samstagmorgen. Bjarne Steinhaus gehört wohl zu den umtriebigsten Spielern bei der HSG Siebengebirge, denn das Eigengewächs ist nicht nur auf Halblinks in Aktion, sondern auch als Handball-Funktionär. Mit einem „ausgiebigen Frühstück und einem kurzen Spaziergang“ stimmt der 25-Jährige sich auf die Liga-Spiele ein.
Kreisläufer Philipp Krefting benötigt ebenfalls „ein gutes Frühstück“. Auch bei Familie Degenhardt steht der Samstag von früh morgens an im Zeichen des Handballs: „Erst gehe ich mit meinen Kindern in die Halle, dann mache ich selbst etwas Sport und danach schaue ich mir noch einmal die Gegner-Videos an, obwohl ich das natürlich unter der Woche schon längst erledigt habe.“
Viele Spieler des Tabellenführers schwören auf die richtige Stärkung zur Mittagszeit. So auch Leonard Bachler, der im Sommer 2023 auf dem Sonnenhügel angeheuert hat. Der Ex-Opladener bereitet sich standesgemäß mit „einer Portion Nudeln und einem Spaziergang“ auf die Herausforderungen im Meisterschaftsbetrieb vor.
Rechtsaußen Albert Andrassy stärkt sich „bei einem ordentlichen Mittagessen und ruht sich dann nachmittags aus.“ Rechtsaußen Daniel Stein hat es gerne „vegetarisch-nährstoffreich“. Und bei HSG-Kapitän Oliver Dziendziol sind „Nudeln essen, Kaffee trinken und ein Mittagsschlaf um 14 Uhr“ erste Spielerpflicht.
Danach muss die Tasche gepackt werden. Rückraum-Schütze David Runde schwört auf japanisches Heilpflanzenöl. Bei Spielgestalter Alexander Koch kommt Pferdesalbe, die er gerne vom Tierarzt bezieht, ins Sportutensil. Simon Schlösser, der zu Saisonbeginn von Drittligist Bergische Panther kam, konnte die in ihn gesteckten Erwartungen bislang vollauf erfüllen. Ob es an der kleinen Flasche Cola lag, die er immer im Gepäck hat? Anto Marcinkovic, der kroatische Rückraumspieler hat in den Monaten mit „R“ sicherheitshalber immer eine Mütze in seiner Sporttasche mit dabei. HSG-Urgestein Max Gebel schwört auf Kaugummis bei der Pre-Match-Routine, Eigengewächs Nico Hayer hat dann meistens schon „ganz viel Kaffee“ intus.
Bei Rechtsaußen Albert Andrassy darf dagegen ein Liter Leitungswasser nicht fehlen, während Kreisläufer Philipp Krefting Haarspray einpackt, bevor er zur Sunshine-Arena fährt. Die Sporttasche von Kreisläufer Ben Picard scheint luftig gepackt. Er greift gerne auf „Theraband, Handtuch und Wasser von Teamkollege Oliver Dziendziol“ zurück.
In der Halle angekommen geht die Routine weiter. In der Kabine hat jeder Spieler seinen Platz. „Wenn jemand seine Jacke an den falschen Haken hängt, dann kommt Unruhe auf“, schmunzelt Degenhardt.
Alex Koch betritt das Spielfeld erst zum Aufwärmen, vorher hat er sich aber mit Trainer Degenhardt darüber abgestimmt, ob das bevorstehende Meisterschaftsspiel ein „Kurzarm- oder Langarm-Match“ ist. „Beide Aufwärmtrikots sind möglich. Selbst wenn er nicht mit dabei sein kann, stimmen wir uns telefonisch ab“, erzählt Degenhardt von dem Ritual. Dann übernehmen die Spieler selbst das letzte Warm-up mit dem Ball, während Degenhardt sich entspannt auf den Trainerstuhl setzen kann: „Mein Job ist dann eigentlich erst einmal erledigt.“
Während sich die Halle mit Zuschauern füllt und die Nervosität auf der Tribüne zunimmt, scheinen Spieler und Funktionsteam verstärkt dem Zitat von Konfuzius zu folgen: In der Ruhe liegt die Kraft. Torwart Lüko Fischer, der aus der Jugend der HSG Wetzlar nach Königswinter gewechselt ist, gibt zu: „Bis das Aufwärmen beginnt, bin ich aufgedreht. Spätestens bei Spielbeginn bin ich aber ganz bei mir, ruhig und fokussiert“, sagt der 22-Jährige, dem man dann auch das Attribut „Fels in der Brandung“ durchaus attestieren darf.
Der nächste Gegner
Die HSG Siebengebirge ist im letzten Spiel vor der Osterpause Gastgeber gegen die Zweitvertretung des BTB Aachen. Das Match findet wie gewohnt am Samstag um 18.30 Uhr in der Oberpleiser Sunshine-Arena statt. HSG-Coach Lars Degenhardt plant zwei weitere Punkte auf dem Weg zur Meisterschaft ein: „Wir wollen auch diese Partie siegreich gestalten, bevor wir uns für den Endspurt im Titelkampf regenerieren.“ (opo)
Quelle: KSTA Sieg